
Mein Jahr mit Maddie
Gestern las ich, dass Axel Hacke (den ich gerne als meinen Kollegen bezeichnen würde, es aber aus Respekt vor ihm nicht tue) seinen Geburtstag nun auf ewig mit der wiederholten Amtseinführung des orangefarbenen Eichhörnchens in den USA in Verbindung bringen wird. Tut mir leid für ihn. Mein Geburtstag, der 27. Januar, ist nun in der deutschen Geschichte zwar auch nicht frei von sehr denkwürdigen Ereignissen, für mich jedoch hat dieser Tag seit letztem Jahr eine besondere Bedeutung: Mein Leben mit Maddie fing an. Morgens früh holten wir sie bei klirrender Kälte aus ihrem Transporter direkt aus der Slowakei (also sie, wir mussten nur bis Unterfranken fahren) und – was soll ich sagen – das Glück nahm seinen Lauf. Nicht, dass Sie jetzt Angst bekommen, ich könnte so eine hundebesessene Vierbeinermutter werden, nur weil unser Tier jetzt schon zum zweiten Mal einen Platz in einer Kolumne bekommt. Um Himmels Willen, davon bin ich natürlich weit entfernt. Und dass ich den süßesten Hund ever mit „Schatzi“ anspreche, so wie den Rest meiner Familie, geschieht natürlich einzig und allein aus Vereinfachungsgründen. Und die Küsschen, die ich ihr zuwerfe, bleiben natürlich auf Abstand, auch wenn ihr Knuddelbedürfnis es mir zugegebenermaßen schwermacht.
Maddie steht, wie aufmerksame Leserinnen und Leser bereits wissen, morgens auf und freut sich. Und damit hört sie den ganzen Tag nicht auf. Außer wenn sie schläft. Dieses Tier hat seinen weisen Fokus auf Futter, Bewegung (gerne in Form von Yoga-Übungen), Schlaf und Liebe gelegt. In unterschiedlicher Reihenfolge, aber auf jeden Fall Dalai-Lama-verdächtig, denn um was außer Futter, Bewegung, Schlaf und Liebe sollte es eigentlich gehen im Leben?
Bevor ich zu sehr ins Schwärmen gerate, will ich auch über die Schattenseiten eines solch großartigen Haustiers sprechen. Wie bei allen Lebewesen, die klein und neu in die Familie kommen, ist die Erziehung ein wichtiges Thema. Nachdem mein Mann und ich gemeinsam mit Maddie in der Welpenschule waren (und ich mich gerade frage, wann wir jemals, jemals gemeinsam auf einem Elternabend waren), stellte ich fest, dass es durchaus Parallelen zu Gruppen mit Menschen (genauer gesagt mit Eltern und Kindern) gibt: Wer hat das schönste Tier? Wir natürlich! Wer hat das schlaueste Tier? Wir natürlich, obwohl die der kleine Piet bei genauerem Hinsehen doch noch ein bisschen … Naja, was soll’s. Wenigstens gehört Maddie nicht zu den Schwererziehbaren, wie es vielleicht die wuschige Hilde oder der knuffige Eddie sind. Und das Maddie nun auch nach einem Jahr noch versucht, auf die Couch zu kommen, obwohl sie dort nur aufs Frauchen darf, aber nicht aufs Leder, zeugt ja auch von einer gewissen Hartnäckigkeit, die im Leben nicht schaden kann.
Nachdem Mann und Hund die erste Runde der Hundeschule schließlich allein bewältigt haben, schloss ich mich, um als Respektperson (finde den Fehler) nicht ganz ins Hintertreffen zu geraten, einer Hundegruppe an, die nicht so sehr auf Law and Order geht, was mir sehr entgegenkommt, sondern auf Love and Peace. Bisher waren, wenn ich jetzt da war, dort nur Frauen mit ihren Hunden. Darüber könnte man nachdenken. Wir haben auf jeden Fall viel Freude mit unseren Tieren, die wir uns mit Lob und Leckerlis ans Herz tackern – Liebe ist also doch käuflich. Die Tiere in unserer Gruppe sind so individuell wie ihre Frauchen – Maddie gilt dort als Frau Fröhlich von der Rasse Was-kostet-die-Welt-Hund. Vom wem hat sie das bloß? Neugierig, offen, beherzt und angstfrei geht sie los, was ihr in ihrem jungen Leben nicht nur bereits eine saftige Vergiftung eingebracht hat, sondern was auch bei anderen zwei- oder vierbeinigen Zeitgenossen nicht immer gut ankommt: Sie will einfach mit jedem, der, die oder das ihr begegnet, Freundschaft schließen. Ein bisschen muss ich sie also bremsen, aber ich bin ja auch die Ältere und Vernünftigere von uns. Sollte man meinen.
Denn obwohl ich Tieren gegenüber ein – wie Sie sicher bemerkt haben – sehr sachliches Verhältnis pflege, bin ich doch ein wenig eifersüchtig, wenn sie meinen Mann – nachdem ich mit ihr jeden Morgen bei Wind und Wetter die erste Runde gedreht habe – begrüßt wird wie ihre Königliche Hoheit persönlich. Oder wenn unsere deutschrussische Bekannte kommt, Maddie sich auf den Rücken wirft, die Augen schließt und sich unter geraunten russischen Liebkosungen den Bauch massieren lässt. Dann heißt es – wie bei allen Lebewesen, die klein und neu in die Familie kommen – loslassen üben. Aber nur bis zum nächsten Spaziergang, am liebsten nur bei schönem Wetter. Bei Regen nämlich muss ich das Tier mit den Worten „Du bist hier der Hund“ vors Haus jagen. Aber sonst, würde ich sagen, läuft’s mit Maddie. Wichtig ist nur, dass wir sich nicht zu sehr verwöhnen oder auf einen Sockel heben. Und davon bin ich weit, weit entfernt!
Happy Dogday!