Frauen 2025 – wo wir stehen, was wir wollen

Wie viel Geld ist ein Mann rein materiell gesehen wert? 3,85€! Warum? Zwei Überraschungseier und ein Kümmerling! Finden Sie nicht witzig? Sollten Sie aber!

Frauen, die schon seit Jahren meine Frauentagslesungen besuchen, kennen diesen Witz. Er ist geklaut – von der männerfeindlichen Frauengruppe Hofgeismar, die seinerzeit Jörg Bombach und Mirko Förster vom hr erfunden haben. Damals, also 2012, hatte ich ihn meiner Frauentagskolumne vorangestellt, weil ich wenig Witziges zu verkünden hatte – und das ist auch dreizehn Jahre später noch so.

Wo stehen wir Frauen also in Deutschland im Jahr 2025?

Mein erster Blick fällt auf den Gender Pay Day. In diesem Jahr fiel er auf den 7. März. Bis zu diesem Tag haben ich und ihr Frauen also rein rechnerisch kostenlos gearbeitet, da wir Frauen im Bezugsjahr 2023 18 Prozent weniger verdient haben als Männer. An diesem Tag, also am 7. März, saß ich mit meinem Mann mit unserem Bankberater zusammen und als ich zweimal das böse Wort vom Gender Pay Gap sagte, hat nicht mal einer gezuckt. Klar, geht sie ja auch nichts an. Doch es gibt eine gute Nachricht: Für das Jahr 2024 wurde der Gender Pay Gap bereits berechnet: Er fiel um sage und schreibe zwei Prozentpunkte und liegt nun bei 16 Prozent – der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006. Der Gender Pay Day rückt damit im nächsten Jahr erstmals in den Monat Februar und wir arbeiten dann nur noch 58 Tage kostenlos. Bei der Geschwindigkeit bin ich ganz zuversichtlich, dass ich bis zu meiner Frauentagslesung 2057 und damit kurz nach meinem 90. Geburtstag verkünden kann, dass wir es geschafft haben. Zur Info: Als Gender Pay Gap oder geschlechtsspezifische Lohnlücke wird die prozentuale Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn der Männer und dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn der Frauen im Verhältnis zum durchschnittlichen Bruttostundenlohn der Männer bezeichnet. Frauen erhielten im Jahr 2024 mit durchschnittlich 22,24 Euro einen um 4,10 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (26,34 Euro). Um den Gender Pay Gap weiter zu verringern, müssen die strukturelle Ursachen weiter im Blick bleiben: Viele Frauen erlernen Berufe, die unterbezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder Minijobs. Fehlende transparente Gehaltsstrukturen und tradierte Rollenbilder spielen ebenfalls eine Rolle. (https://www.equalpayday.de/informieren/)

Politische Vertretung von Frauen

Stellt sich natürlich die Frage, ob alle Beteiligten willens sind, die Lücken weiter zu schließen. Unsere politische Vertretung zumindest ist nach der letzten Bundestagswahl tief gefallen: 32,4 Prozent beträgt der Frauenanteil im neuen Bundestag – so niedrig wie zuletzt 1998. Zwei Prozent niedriger als im aktuellen Bundestag und natürlich 18 Prozent zu niedrig, wenn man davon ausgeht, dass der Bundestag die Gesamtbevölkerung repräsentieren sollte. Tja, könnte man jetzt meinen, dann müssen sich halt mehr Frauen für Politik interessieren. Darüber hatte ich mich letztes Jahr schon ziemlich echauffiert: Unbezahlte Care-Arbeit, Diskriminierung von Politikerinnen (oft sexueller Art und Weise) (https://www.n-tv.de/politik/Baer-Man-versucht-immer-mehr-Frauen-mundtot-zu-machen-article25405131.html?utm_source=firefox-newtab-de-de) und der Thomas-Kreislauf sind wichtige Faktoren, die Frauen an politischen Ämtern hindern. Nur wer den Thomas-Kreislauf nicht kennt – ich liebe ihn und stelle ihn euch deshalb gerne nochmal vor:

Er gibt an, wie viele Thomasse und Michaels es im Vergleich zu Frauen in den Dax-Vorständen gibt: Bis 2018 gab es nach Angaben der AllBright-Stiftung dort nämlich mehr Thomasse und Michaels als Frauen überhaupt und zwar einzeln! (https://www.allbright-stiftung.de/aktuelles/2019/6/17/der-neue-allbright-bericht-ein-ewiger-thomas-kreislauf-). Inzwischen müsste es etwas besser sein, da der Anteil an Frauen in DAX-Führungen auf 25 Prozent gestiegen ist. Was die Namensverteilung betrifft, habe ich dazu leider keine aktuellen Zahlen gefunden, aber bei der Sparkasse zum Beispiel standen noch im Jahr 2024 im Vorstand allein 42 Thomasse und 41 Michaels 73 Frauen gegenüber. Es folgten 27 Andreasse, 25 Franks, 25 Stefans, was bedeutet, dass selbst die dritt- bis fünfplatzierten Männervornamen fast noch gleichauf mit dem kompletten Frauenanteil sind. (https://www.barkowconsulting.com/governance-tracker-sparkassen/)
(https://www.welt.de/wirtschaft/article246072862/Karriere-Mehr-Thomas-als-Frauen-Das-ist-Deutschlands-Durchschnitts-Vorstand.html)
(https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/topmanagement-zu-wenige-frauen-in-fuehrungspositionen-sparkassen-setzen-sich-jetzt-ziel-von-30-prozent/100001179.html)

Der Thomas-Kreislauf hält sich so hartnäckig, weil die Thomasse und ihre Geschlechtsgenossen ihn so lieben: Gleich und gleich gesellt sich halt immer noch so gern: Und so holt der Thomas eben den Michael aus seinem Studium oder seinem Sportverein zu sich in die Vorstandsetage. Was soll er mit Suanne, Heike oder Julia da auch anfangen? Über was soll man in den Pausen reden? Außerdem müssen die ja immer vor zehn Uhr abends schon heim wegen der Familie und so.

Geht uns Frauen ja auch so, wenn wir mal ehrlich sind: Deshalb sitzen wir ja so gerne im Elternbeirat zusammen oder bei anderen ertragslosen Veranstaltungen. Man kann ja nur dorthin jemanden zu sich holen, wo man selbst ist, stimmt’s Friedrich?

Das System Merz

Friedrich wer? Der Name Friedrich ist jetzt zwar nicht integraler Bestandteil des Thomaskreislaufs – die einen Friedriche sind schon zu alt, die anderen noch zu jung – doch das System Merz ist natürlich auch ein Verfechter des Thomaskreislaufs. Ist ja klar: Unser designierter Bundeskanzler hat tatsächlich schon mal Frauen in Ministerämtern erlebt, die schlecht waren, und ist daher zu dem Schluss gekommen, dass man – O-Ton – „Frauen damit keinen Gefallen“ tut. (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedrich-merz-ueber-geschlechterparitaet-in-der-bundesregierung-wir-tun-damit-auch-den-frauen-keinen-gefallen-a-84ec18ef-67ad-4085-a928-2dea15b525be.) Jetzt könnte man zwar drüber nachdenken, ob man den Brüdern von der CSU damit einen Gefallen tut, dass sie quasi als Geburtsrecht das Verkehrsministerium besetzen, aber hey! Wenigstens geben Andi Scheuer und Alex Dobrinth nicht gleich klein bei, wenn ihnen da mal so ein klitzekleines Missgeschick wie die 243 Milliönchen für die kleine Maut-Panne passiert. (https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/scheuer-pkw-maut-110.html) Wahrscheinlich haben sie sich mit der Hartleibigkeit, mit denen dieses und weitere Versagen von ihnen abgeprallt sind, jetzt schon für ein neues Ministeramt qualifiziert. Von Seiten der Frauen haben sie ja keinerlei Konkurrenz zu erwarten:
(https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/startseite/frauen-im-bundestag-100.html)
(https://www1.wdr.de/nachrichten/bundestagswahl-2025/bundestag-zusammensetzung-statistik-100.html)

204 Frauen und 426 Männer sitzen im Bundestag, die 20 Stefans und Steffens machen schon allen fast 10 Prozent des Frauenanteils aus. Was das mit Friedrich zu tun hat? Seine Partei hat nach wie vor den geringsten Frauenanteil nach der AfD. Was bei Letzterer für die Qualität der Frauen spricht, sollte einer Partei, die Volkspartei sein will und alle Menschen vertreten möchte, die Schamesröte ins Gesicht treiben. Und ja, wahrscheinlich, ziemlich sicher sogar, ist auch der Männeranteil bei den Mitgliedern ähnlich wie bei der Fraktion: 23,1 Prozent. Kein Viertel. Kleiner Funfact: Die Frauen der Fuldaer CDU nennen ihre Partei eine „klassische Frauenpartei“. (https://osthessen-news.de/n11771785/stutenbissigkeit-gibt-es-nur-im-deutschen-cdu-frauen-ueber-karriere-in-politik.html) Aber in Fulda gibt’s ja auch eine Päpstin. Das wäre jetzt die geeignete Stelle, um sich über den CDU-Politiker Gundolf Siebeke aufzuregen, der aus Sorge vor einem Wahlerfolg der Grünen vor der Bundestageswahl das Wahlrecht von Frauen in Frage stellte, sollten diese Robert Habeck, den „politischen Heiratsschwindler“, wählen wollen. (U.a. nachzulesen unter https://www.fr.de/politik/emotional-und-labil-cdu-politiker-hinterfragt-frauenwahlrecht-und-attackiert-habeck-zr-93410195.html.) Auch sein Parteichef äußerte Sorgen, dass Frauen sich von der Wäsche respektive dem Pullover des schönen Robert hinreißen lassen könnten. Frauen halt, emotional und labil wie sie sind, könnten sie einen intellektuellen, gutaussehenden Mann dem ollen Fritze vorziehen – und das nur wegen des Outfits! Aber das ist ja noch mal gut gegangen, was mit einem Foto vom 27. Februar eindrucksvoll dokumentiert wird. Der Darauf zu sehen: sechs Männer mittleren Alters, die in die Kamera grinsen, als hätte man sie gerade beim Erzählen eines Witzes unterbrochen, von dem sie froh sind, dass ein Foto ihn nicht dokumentieren kann. An dem Herrengedeck im Adenauer-Haus nahmen Friedrich Merz, Markus Söder, CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, CSU-Mann Martin Huber, Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU, natürlich mit breit gespreizten Beinen, weil er es kann) und Thorsten Frei, parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion. Die Herren hätten sich zu „enger Abstimmung“ im Berliner Konrad-Adenauer-Haus getroffen, sagt Markus Söder. „Die neue syrische Regierung wird wahrscheinlich vielfältiger als das Verhandlungsteam der Union“, spottet Grünen-Chefin Franziska Brantner. Nochmal kurz zur Info: Anteil von Frauen in der echten Welt: gut 50 Prozent. Anteil an Frauen im Raum, als CDU und CSU die Zukunft planen: null Prozent. (https://www.stern.de/politik/deutschland/auf-diesem-foto-der-cdu-sind-mehr-butterbrote-als-frauen-zu-sehen-35500132.html)

Nun kann man sich vielleicht unabhängig von Robert, Fritz und Olaf, jetzt Lars, fragen, warum es so wichtig ist, dass Frauen Frauen vertreten und dass – ich will es jetzt mal deutlich sagen – auch die Frauen in der CDU am Ball bleiben und ihren Einfluss erhöhen: Ganz platt gesagt: Weil Männer von uns keine Ahnung haben! Nehmen wir beispielsweise wieder mal unseren designierten Kanzlerkandidaten: Friedrich Merz hat seinerzeit dagegen gestimmt, dass Vergewaltigung in der Ehe strafbar werden soll (glücklicherweise erfolglos), er möchte, dass Abtreibung weiterhin strafbar bleibt (und somit Frauen weiterhin stigmatisiert werden, die selbst über ihren Körper entscheiden wollen, weil, was wissen die schon, was Friedrich und Co. ihnen nicht besser erklären könnten?) und bei der Abstimmung über das Gewaltschutzgesetz für Hilfen bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt am 31. Januar dieses Jahres hat er sich tatsächlich enthalten – wie übrigens fast die Hälfte seiner Fraktion. (https://www.bundestag.de/parlament/plenum/abstimmung/abstimmung?id=947)
(https://politik.watson.de/politik/sexistische-scheisse/886855141-friedrich-merz-und-cdu-haben-ein-frauen-problem?utm_source=chatgpt.com)

Warum? Ich nehme an, es interessiert ihn einfach nicht. Wir hatten ja schon mal einen Kanzler, der Frauen und Familie „Gedöns“ nannte. Obwohl es mir naheliegt und der Mann es auch wirklich hergibt, will ich jetzt nicht in Friedrich-Bashing verfallen. Ich meine, wen hätte die CDU sonst schon aufstellen können? Hendrik Wüst vielleicht oder am Ende gar Daniel Günther, der geräuschlos mit den Grünen sein kleines Land am Meer regiert und soeben seinen süddeutschen Kollegen dazu aufgefordert hat, ein wenig Beschimpfungsfasten zu betreiben? Ob der Appell allerdings den doch eher undurchlässigen Weißwurstäquator durchdringt, ist ungewiss. Die Bayern haben’s halt nicht so mit modernen Errungenschaften wie wertschätzender Kommunikation oder gar Frauenförderung. Nur gut zwanzig Prozent ihrer Mitglieder sind Frauen – wo soll denn da eine Führungsperson herkommen, frage ich Sie! Nun gut, es wird ja jetzt überall wieder Fachpersonal aus dem Ruhestand rekrutiert – hat eigentlich mal jemand bei Frau Merkel, äh, angefragt? Oder hat die sich am Ende wieder ungefragt eingemischt? Sowas aber auch!

Apropos Führungspersonen: Ist es nicht ein Jammer, dass ausgerechnet die beiden Führungsfrauen, die wir bei dieser Wahl auf den Plakaten gesehen haben, so derartig einen an der Waffel haben? Ich würde so gerne sagen, dass der Irrsinn männlich ist, aber naja, wir Frauen können’s halt auch. Obwohl wir auch da natürlich in der Minderheit sind. Zu Recht, wie viele Männer denken:

Kurz vor der US-Wahl durfte ich ein kompetentes Gespräch unter Männern belauschen. Man war sich einig, dass Kamala Harris schon allein deshalb nicht zur Präsidentin tauge, weil sie ja rein gar nichts dem Wahnsinn von Putin, Kim und Co. entgegenzusetzen hätte. Aus heutiger Sicht wissen wir: Das stimmt! Die Amerikaner haben sich einen Präsidenten gewählt, der genauso wahnsinnig ist wie seine Kumpels, und nein, ich glaube nach wie vor nicht, dass die Trump-Wähler nicht alle völlig blöd sind. Und die Wählerinnen erst! Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Aber mit denen ist es ja jetzt auch bald vorbei: Trump, der, wie wir wissen, glaubt, man könne Frauen einfach so zwischen die Beine greifen, hat angeordnet, dass das komplizierte Wort „women“ aus allen Regierungsdokumenten gestrichen wird: „Donald Trump ist bekannt dafür, Sprache als Waffe zu nutzen“, heißt es in dem Newsletter „Hot Bowl“. „In seinem Kampf gegen „Wokeness“ will er nun über 200 Wörter aus Regierungsdokumenten streichen lassen. Darunter Begriffe wie „Rassismus“, „Geschlechteridentität“, „LGBTQ“, Inklusion und sogar „Frauen“. Eine Analyse der New York Times konnte bereits Löschungen und Änderungen auf rund 250 Websites feststellen. Seien wir verständnisvoll: Sein kleines, von orangener Haarfarbe maximal geschädigtes Hirn kann einfach nicht so viele Wörter erfassen, schon gar nicht so komplizierte mit mehr als einer Silbe. Also weg damit! (https://www.spiegel.de/kultur/donald-trump-diese-200-woerter-sollen-aus-us-regierungsdokumenten-verschwinden-a-7b7dc461-a924-4548-a083-b11c4843a651)

Wie wichtig es ist, dass wir selbst das Wort für uns ergreifen, wurde mir bewusst, als ich das Buch „Der nächste Redner ist eine Dame“ las. Dabei geht es um die ersten weiblichen Bundestagsabgeordneten in der Bonner Republik. Ihnen haben wir Errungenschaften zu verdanken wie das Mutterschutzgesetz, die rechtliche Gleichstellung unehelicher Kinder oder auch das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Glaubt hier irgendjemand, dass jemals ein Mann sich insbesondere für die ersten beiden Themen starkgemacht hätte? Also, ich nicht. Es gibt ja immer Wichtigeres, für das man Zeit und Geld freimacht.

Nun könnte man natürlich – getreu dem schönen Buchtitel „Was wollt ihr denn noch alles?“ von Alexandra Zykunov – fragen, was wir heute von der Politik erwarten: Mehr Sicherheit: Das Gewaltschutzgesetz ist das eine, die Entkriminalisierung von Abtreibung das andere. Deutschland könnte endlich, nachdem Herr Buschmann nicht mehr im Amt ist (und zwar sowas von nicht mehr Amt!) der europaweiten Gleichbehandlung der Straftat der Vergewaltigung zustimmen, die unter der Prämisse „Nur Ja heißt Ja“ geführt wird. (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/sexualstrafrecht-gesetz-ja-heisst-ja-eu-deutschland-100.html)

Femizide, also der Mord an Frauen, weil sie Frauen sind, gehören als solche erfasst. Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau getötet (https://www.bka.de/DE/Presse/Listenseite_Pressemitteilungen/2024/Presse2024/241119_PM_BLB_Straftaten_gegen_Frauen.html), Und fast immer läuft das unter dem Begriff „Beziehungstat“ oder „Familiendrama“. Nicht selten werden den Männern emotionale Probleme oder Ausnahmesituationen zugutegehalten. Wie bitte? In einem Pressebericht vom 8. März heißt es, dass es in den Regierungen bisher und auch zukünftig noch nicht mehrheitsfähig war, Frauenhass ähnlich wie Heimtücke oder Habgier zum Mordmerkmal zu machen. „Eine mögliche Reform des Mordparagrafen 211 im Strafgesetzbuch wäre ein „sehr komplexes Unterfangen““, (Oberhessische Zeitung, 8.3.2025) hieß es aus dem Bundesjustizministerium. Da lassen wir es halt, die Welt ist ja auch ohne das schon kompliziert genug.

Familienförderung wäre auch noch so was. Das wir von der Politik erwarten könnten: Wer Familien fördern will, kann in anderen Ländern schauen, wie das geht: zweiwöchige Familienstartzeit für alle, Anhebung des Elterngeldes (natürlich auf 100 Prozent wie in Island, Norwegen und Schweden, wo dann auch tatsächlich mehr Väter in Elternzeit gehen (https://www.brigitte.de/aktuell/gesellschaft/was-die-politik-liefern-muss–stimmen-der-brigitte-13942216.html)), faire Besteuerung von alleinerziehenden Eltern, finanzielle Aufwertung der Care-Arbeit und – da muss man gar nicht weit schauen, sondern es reichen beklatschte Faschingsreden aus dem näheren Umfeld: Das Unterlassen von Bürgergeld-Empfänger-Bashing. Der größte Anteil dieser Personengruppe sind nämlich nicht die fetten Faulen aus der Bildzeitung und RTL II, sondern Aufstockerinnen (gerade Rentnerinnen (Durchschnittsrente von Frauen in Deutschland: 900 Euro (www.wsi.de)) und Frauen und Männer im Niedriglohnsektor), Alleinerziehende, pflegende Angehörige und Kinder. Merkste was?! (https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2021/dezember/vor-allem-alleinerziehende-sind-trotz-arbeit-auf-sozialleistungen-angewiesen)

Man könnte darüber nachdenken, dass man anstatt Frauenhäuser, in denen Frauen mit ihren Kindern Schutz vor ihren gewalttätigen Männern suchen und die damit ihr komplettes Umfeld aufgeben müssen, Männerhäuser baut, in denen die gewalttätigen Männer unterkommen müssen und ihre Aggressionen unter sich ausmachen dürfen. Aber wir wollen ja nicht undankbar sein, sondern uns freuen, dass es nun endlich, endlich auch im Vogelsberg wieder ein Frauenhaus gibt, nachdem wir hier lange ein weißer Fleck in Bezug auf Frauenschutz waren: Es wurde also höchste Zeit! Nun könnte man natürlich auch noch auf kommunaler Ebene wieder eine Geburtsstation im Vogelsberg fordern, aber hey, wir sind hier alle so alt, das hat sich sicher bald von selbst erledigt. Vielleicht sollte man einfach gleich mehr für die Pflegen und die Pflegenden tun und in altersgerechte Wohnformen investieren. Ich bin allerdings sicher, wenn der erste Entscheider im Straßengraben, an der Tanke oder im Auto entbunden hätte, hätten wir ganz schnell wieder einen verlässlichen Ort zum Gebären in der Nähe. Und ich frage mich, wie man junge Familien in eine Region holen will, in der sie nicht mal sicher ihre Kinder zur Welt bringen können! Auch der Ruf nach ausreichenden Kitaplätzen und verlässlicher Ganztagsbetreuung verhallt ungehört – schließlich stehen ja Mütter und Omas zur Verfügung. Bei so viel Engagement seitens der Frauen verwundert es nicht, dass laut einer Studie des Meinungsforschungsinsitituts Ipsos fast zwei Drittel der befragten Männer angaben, dass Menschen Kinder haben sollten, aber nur ein Drittel der Frauen. (OZ vom 11.11.2024) Da macht das auch mit Fritzens Einsatz gegen die Straffreiheit bei Abtreibung wieder Sinn. Er ist halt einfach ein Zielgruppenprofi!

Zum Abschluss dieser kleinen Tour de Force der Frauenleben im Westen der Welt im Jahr 2025 riskiere ich noch einen kleinen Blick auf den Wohlstand, in dem wir doch alle leben, oder? Wie man’s nimmt: Weltweit und auch in Deutschland besitzen Frauen deutlich weniger Vermögen als Männer. Nachzulesen ist das u.a. auf der Website von Oxfam (https://www.oxfam.de/ueber-uns/publikationen/maenner-milliarden-macht-fehlende-besteuerung-vermoegen). Ich zitiere: „Vermögen ermöglicht Teilhabe, verleiht wirtschaftliche und politische Einflussmöglichkeiten und damit gesellschaftliche Gestaltungsmacht – die, wie sich derzeit in den USA zeigt, extreme Ausmaße annehmen kann. In Deutschland ist die Ungleichheit der Vermögen im internationalen Vergleich besonders hoch. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt rund ein Drittel des gesamten Vermögens, die ärmere Hälfte der Bevölkerung verfügt über nahezu keine Vermögensbestände.“ Natürlich hat all das einen Namen: „Gender Wealth Gap“, also die Reichtumslücke bei den Geschlechtern. Und die macht sich natürlich besonders da bemerkbar, wo der Reichtum sitzt: 71 Prozent der deutschen Milliardenvermögen sind in Männerhand, 29 Prozent gehören Frauen. „Die hohen Milliardenvermögen in den Händen weniger Männer gehen einher mit großer politischer und gesellschaftlicher Gestaltungsmacht. Diese Machtkonzentration ist nicht nur ein Problem für die Demokratie, sondern führt auch dazu, dass sich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern insgesamt verfestigt.“, sagt Pia Schwertner, Oxfam-Referentin für Geschlechtergerechtigkeit.

Was soll ich zu all dem jetzt noch sagen? Ich denke, wir kratzen unsere letzten Cent für Wein und Aperol zusammen, holen mal Luft und bereiten uns auf den angenehmen Teil des Abends vor.

Kleiner Nachtrag:

Die CDU-Frauen wollen doch mehr!