#Traudi im #Wunderland

Da bin ich wieder! Zwei Wochen irrte ich durch eine fremde Galaxie, in der mir die Augen geöffnet wurden für die Geheimnisse der Sozialen Medien oder, wie wir Experten gerne sagen, der Social Media. Ich durfte eintauchen in die Welt von Facebook, Twitter, Xing, Instagram und Co. und stieß dabei in Räume, äh, in Kanäle vor, die ich nie zuvor gesehen hatte. Schon am ersten Tag war mir klar, was Angie damals meinte, als sie sagte „Das Internet ist für uns alle Neuland“: Wie arrogant von mir, sie dafür zu belächeln, wähnte ich mich doch als versierte Nutzerin. Doch bei genauerem Hinsehen ist das Leben in den Social Media der Welt so bunt und vielfältig und so unendlich, dass man eigentlich immer nur von einem unbekannten Sonnensystem ins nächste vordringen kann. Und wieder ins nächste. Macht Spaß und ist aufregend, aber auch ein bisschen undurchschaubar und beängstigend. (Dass das Seminar an der IHK stattfand, relativierte die Aufregung leicht).

Tja, und so stürzte ich mich also in das Abenteuer und lernte als erstes, dass – vermutlich aus Verwechslungsgründen – die Social Media nicht mit SM, sondern mit SoMe abgekürzt werden. Da war ich schon mal ganz schön froh – schließlich wäre ich sonst jetzt SM-Managerin und nicht SoMe-Managerin und würde damit sicher eine ganz andere Zielgruppe ansprechen.

Apropos Zielgruppe: Die spielt natürlich eine große Rolle bei der Auswahl der richtigen Kanäle im Netz, denn wenn man in den SoMe um neue Kunden wirbt, muss man natürlich wissen, wo die sich befinden. Die CxOs der Welt, die Consumer, die Prosumer, die Content Creator und Content User, diejenigen, von denen wir Hits und Clicks und Likes und Shares und Conversions erwarten. Und um diese ganzen Aktionen irgendwie im Auge zu halten, monitoren wir sie mit Monitoring Tools, gerne auch Tracking Tools genannt. Wir ermitteln KPIs wie beispielsweise die CTR, um schließlich den ROI herauszufinden, der in diesem einen Fall mal nix mit Siegfried zu tun hat. Letzteren kennen die neuen Superstars am YouTube-Firmament natürlich nicht, denn dort tummeln sich, wie ich im hohen Alter noch erfahren musste, blutjunge Frauen wie Bibi H. und Katja Krasavice – also, was man bei der seriösen IHK doch alles lernen kann! Die verdienen wahrscheinlich ein Schweinegeld, aber natürlich machte ich mir direkt Sorgen um die Errungenschaften des Feminismus im Allgemeinen und im Besonderen – sorry, ich kann nicht anders-, was aber außer mir angesichts von Bibi H. räkelnd auf dem Bett niemanden interessierte. Und so ein bisschen gemein finde ich es trotzdem, dass Bibi mit ihrem Liedchen „How it is ( wap bap … )“ 2.225.668, in Worten zweieinviertel Millionen, Unlikes bekommen hat. Da hat wohl noch nie jemand HR4 gehört, oder!

Wie dem auch sei, während ich lernte, was Instragram Husbands, Micro Influencer und Evangelists sind, lief ich bereits am zweiten Tag Gefahr, meine Muttersprache zu verlieren, zumal wir als Mensa einen kleinen Spanier um die Ecke auserkoren hatten und es offenbar eine neue Jugendsprache gibt, die sich mir auch bei zweitem und dritten Hinhören nicht erschließt. „Vong Niceigkeit her…“ – Häh???? Hört sich eigentlich ganz süß an, aber irgendwie auch ein bisschen gestört, finde ich, und weiß gleichzeitig, es ist nur eine Frage der Zeit, bis „Vong Niceigkeit her“ auf irgendeinem Werbeplakat einer Versicherung zu sehen ist, die auf jung macht… Von wegen alle Kanäle und so…

Es war eine harte Zeit, sage ich Ihnen. Besonders problematisch fand ich auch diese „Type Yes-Kultur“, die im Netz offenbar herrscht, dort wo wir crossposten und wo sogar Verkaufen sozial, äh social, ist. Am Ende des Kurses surfte ich durch den Conversion Funnel, als hätte ich nie etwas anderes getan, von einigen Teaching Circles jetzt mal abgesehen. Ich kreierte in meinem geschundenen Hirn noch das neue Wort Social Media Bitch, und hätte ich vorher erkannt, dass es sich auf das schöne Worte Elevator Pitch reimt, hätte ich vielleicht sogar noch ein Gedicht draus gemacht.

Nach fast einer Woche zurück aus dieser Galaxie habe ich meinen Jetlag ansatzweise überwunden, ERSTMALS seit dem Balkonsturz meines Mannes meine Kolumne nicht pünktlich gepostet, und auch ein gewisser Suchtfaktor ist geblieben, der mich dazu verleitet, wie eine Wilde Likes und Shares im Netz zu verteilen. Ich habe sogar ein Twitter-Profil und bei LinkedIn bin ich auch. Wenn ich jetzt bei all dem noch Zeit für mein richtiges Leben hätte, könnte ich auch hier und da was Echtes posten. So muss ich mich leider mit ein wenig Shared Content zufriedengeben, den ich im Netz so finde – die anderen machen’s ja auch schön. Nur heute nicht, heute nehme ich meins.

Viele Grüße von #Traudi aus dem #Wunderland!