Time to say goodbye…

Manchmal ist es Zeit sich zu verabschieden. Das denke ich jedes Mal, wenn ich auf die Speicherplatte Klassik stoße. Im landläufigen Sprachgebrauch ist sie eine Warmhalteplatte und sie tummelt sich in unserem Haushalt länger als ich, seit sie vor vielen, wirklich vielen Jahren als Verlobungsgeschenk der Tante Anneliese meines Mannes hier aufschlug zu einer Feier, an der ich nicht teilnahm. Kein Mensch hat die Speicherplatte Klassik jemals benutzt, und dennoch verweilte sie viele Jahre in unserem Küchenschrank, bis ich sie irgendwann einmal aussortierte. Seitdem kommt sie immer wieder bei den verschiedensten Aufräumaktionen in den Abstellkammern und Kellerräumen unseres Hauses zum Vorschein, wie ein Jack in the Box scheint sie mich anzuspringen und zu rufen „Da bin ich noch!“ Gerade erst letzte Woche wieder hatte ich sie in der Hand und stellte sie meinem großen Sohn vor. „Das ist die Speicherplatte Klassik – sie ist schon dreißig Jahre alt“, sagte ich ihm zu ihm. Er schaute sich die Warmhalteplatte an und fragte: „Und wie speichert sie die Daten?“ Außerdem fand er sie im Vergleich zu den heutigen Medien wie Chipkarten und USB-Sticks auch ganz schön groß. Aber das war ja früher so.

Da wusste ich, es ist Zeit, die Speicherplatte Klassik ein für allemal nicht nur aus meinem Haushalt, sondern dem ganzen Haus zu verbannen. Und viele andere Dinge, die sich so um sie herum angesammelt hatten, gleich mit. Manchmal ist es eben Zeit für einen Abschied, mitunter sogar schneller als man denkt. Und deshalb ist das heute nicht nur die Abschiedskolumne für die Speicherplatte Klassik, sondern auch für Sie und mich an diesem uns so vertrauten Platz. Was hatten wir nicht schöne Samstage zusammen, stimmt’s! Wir haben schwadroniert über die philosophische Kraft des FC Bayern München, über die ganz außergewöhnlichen Eigenschaften der Frauen und die ebenfalls ganz außergewöhnliche Fähigkeit der Männer, damit umzugehen, um nicht zu sagen, diese stoisch zu ertragen. Wir haben uns über Küchenchaos, Kochrezepte und Kontrollverluste ausgetauscht, Sie haben mir auf dem Stadtfest Ihre Mückenstiche gezeigt und mich dazu angeregt, über die unglaubliche Verbindung von Sex und Münch-Leusel nachzudenken. Jeden Samstagmorgen habe ich mich sehr darauf gefreut, von dem einen oder der anderen von Ihnen kleine Kommentare und eigene Erlebnisse erzählt zu bekommen. Ich habe in dieser Zeit wirklich viel von Ihnen gelernt. In erster Linie, dass Chaos und Wahnsinn im Alltag ganz normal sind. Dafür vielen Dank!

Was ich nun mit der vielen Zeit, die ich habe, und den vielen Ideen, die ja nach wie vor ungefragt auf mich einströmen, anfange, möchten Sie wissen? Keine Ahnung, vielleicht ist es endlich Zeit für ein Buch. Ein erfolgreiches natürlich. Gemeinsam mit einer Freundin habe ich schon einen schönen Titel dafür gefunden: „Fifty Shades of Potter“ soll es heißen – also, wenn das kein Erfolg wird, weiß ich auch nicht…

Wenn Sie weiter Lust auf meine Kolumnen haben, schauen Sie doch einfach wie gewohnt alle zwei Wochen nach der Samstagslektüre der OZ auf meine Website. Unter www.traudi-schlitt.de findet sich das, was mir in Zukunft so einfällt. In dieser Woche wäre das – wäre nicht diese spontane Abschiedskolumne dazwischengekommen – endlich mal wieder ein Männerthema gewesen. Denn vorgestern war ja Weltmännertag, den Sie sicher alle gebührend begangen haben. Genau der richtige Anlass, um ein wenig über diese völlig zu Unrecht in der öffentlichen Wahrnehmung vergessene Spezies nachzudenken. Ich kenne ja viele Männer und kann nur sagen: Sie haben ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. Dazu – oder zu einem anderen, nicht minder unbedeutenden Thema – in zwei Wochen mehr im Netz. Wenn Sie mögen.

Denn so ein Abschied ist ja schön und gut – nur unnötig in die Länge ziehen muss man ihn ja auch nicht!

Alles Gute für Sie!