Neue Welten oder wie man es vom Dorfladen in die Moschee schafft…
…genau das habe ich mich gefraft, als ich am Freitagabend in der Alsfelder Moschee saß und meine Kolumnen vorlesen durfte. Eingeladen hatte mich die Alsfelder islamische Gemeinde, und obwohl es am Freitagmorgen noch regnete und stürmte – am Abend war der Frühling da! Zumindest in der Moschee, denn dort warf ein Beamer sehnsuchtsvolle Frühlingsbilder aus der Türkei an die Wand des vor nicht allzu langer Zeit eröffneten Neubaus des Gebets- und Veranstaltungssaals und ich hatte natürlich meine schönsten Frühlingstexte eingepackt. Die stimmungsvolle Musik der Gruppe Zikri Ilahi unterstrich die türkische Note des Abends und begrüßte die zahlreichen Gäste, die sich zuegegebermaßen sicher nicht nur auf mich freuten, sondern auch neugierig auf die Moschee waren.
Menschen aus Alsfeld und Umgebung dorthin zu locken, war eine Idee hinter dem Plan Adem Madens, Vorsitzender der islamischen Gemeinde. Der Neubau in der Steinborngasse soll zukünftig nämlich häufiger als Veranstaltungsraum genutzt werden und verschiedenen interessierten Veranstaltern zur Verfügung stehen. Dass sich der helle, ansprechende Raum mit seiner bereitgestellten Technik dazu gut eignet, davon konnte sich das Publikum an diesem Abend in der Tat überzeugen.
Die Freude der Gemeinde jedenfalls war groß, dass sich so viele Gäste in der Moschee einfanden. Ich nahm sie mit in die Welt der Frühlingsfreuden und – sorgen: Sei es das alljährlich wiederkehrende Feinmachen von Garten und Balkon, die Sorge mit der Frühlingsfigur oder auch die Mistbeete – kaum etwas, womit ich mich nicht auskenne, wie ihr wisst, und nicht bereit wäre, darüber auch aus dem heimischen Nähkästchen zu plaudern – nicht immer zur Freude meiner Familie. Um nicht „zu frauenlastig“ daher zu kommen, gab ich nach der Pause die interessanten Äußerungen der „Gegenwartsphilosophen“ Karl Lagerfeld und Berti Vogts zum Besten, ließ mein Publikum an ihrer großen Liebe zu IKEA teilhaben und teilte mit meinen Gästen mein Schicksal als Stöpselkind in den Siebzigern oder als Trägerin eines Namens, der „nicht gerade Mainstream ist“.
In der Pause konnten die Gäste die türkische Gastfreundschaft genießen: Ein großes, abwechslungsreiches Büffet hatten die Damen der Gemeinde vorbereitet, dazu Tee und nette Gespräche in und um die Moschee. Viele der Besucher waren zum ersten Mal an diesem Ort und freuten sich sehr, als Hava Solmaz vom Frauenvorstand der Gemeinde den Besuchern die Besonderheiten des Bauwerks vorstellte. Sie erklärte den anwesenden Gästen die einzelnen Bestandteile der Moschee wie Minbar (Gebetskanzel) oder Empore und ging auch auf die Ornamente und kalligrafischen Elemente des Gebäudes ein.
Am Ende des Abends gingen die Menschen beschwingt und guter Dinge aus der Alsfelder Moschee, in der die Gläubigen gleich darauf wieder beteten. Ein Ort der Begegnung eben. Für alle.
Meine nächste Veranstaltung findet am 25. Mai in Altenburg im Zelt am Sportheim statt. Dann heißt es wieder „Traudi im Zweiklang“ mit viel Musik von Stephanie Ebert und Manuel Spahn.