Männertag

Diese Woche war Männertag. Schon der zweite im November, denn die Krone der Schöpfung kommt natürlich mit nur einem Ehrentag im Jahr nicht aus. So findet am 3. November jedes Jahr der „Männertag“ statt und am 19. November der „Internationale Weltmännertag“, dieses Jahr übrigens direkt nach dem Volkstrauertag, der gerne auch Heldengedenktag genannt wird – auf Zusammenhänge in die eine oder andere Richtung zu schließen, überlasse ich anderen. Der Internationale Weltmännertag wurde 1999 zuerst in Trinidad und Tobago begangen – warum auch immer – und feierte bald auch in anderen Ländern und Kontinenten fröhliche Urständ. Googelt man „Frauentag“, „Weltfrauentag“ oder „Internationaler Weltfrauentag“, erscheint immer der 8. März, das aber immerhin schon seit über hundert Jahren. Also nicht bei Google, da erst später, liebe unter 25-Jährige, sondern in der öffentlichen Wahrnehmung.

Bedenkt man, dass der Weltmännertag als Aktionstag zur Männergesundheit gestartet ist, und lebt man vielleicht selbst gern und freiwillig mit einem Mann zusammen, dann scheint es nicht ganz sinnlos zu sein, dass Männer mit ihrer vergleichsweise kurzen Lebenserwartung mehr auf sich achten. Ab einem gewissen Alter hätte man es ja auch als Frau ganz gern, wenn auch der Mann mal schauen lässt, ob untenrum noch alles in Ordnung ist, oder? Tun wir ja schließlich auch ständig. Also, nix gegen Männergesundheit, keinesfalls, aber was findet am 19.11. statt, was man nicht in den einen Tag am 3. November hätte packen können, so wie die Frauen das ja auch tun, wenn sie ihre ganzen Anliegen am 8. März verkünden? Aber Frauen können halt auch viele Sachen auf einmal. Das weiß man ja.

Der Internationale Weltmännertag, also der zweite, dient tatsächlich dazu, das Verhältnis der Geschlechter zu verbessern und die Gleichberechtigung zu fördern. Hört sich doch gar nicht so schlecht an, denken Sie? Und ist ja auch die Idee des 8. März. Könnte man das nicht irgendwie zusammen machen?

Weit gefehlt, denn die Männer haben offenbar eine andere Sicht auf ihre Rolle in der Gesellschaft als die Frauen. In einer Zeit, in der es immer noch mehr Thomasse und Andreasse in Dax-Vorständen gibt als Frauen, in der 92% aller Oberbürgermeister männlich sind und 67% der Protagonisten im deutschen Film auch, wollen Männer allen Ernstes an diesem Tag die Bedeutung von männlichen Vorbildern hervorheben und Benachteiligungen von Männer und Jungs aufzeigen. Da werden sie aber ganz schön suchen müssen, würde ich mal sagen.

Dazu wollen sie für ihren Einsatz für die Gemeinde, die Familie, die Ehe und die Kinderbetreuung gewürdigt werden, weshalb sie ihren Tag ja auch direkt vor den Internationalen Kindertag gelegt haben. Da kann man dann verdienterweise gleich weiterfeiern. Und wenn es ein Geschlecht verdient hat, sich für die Kinderbetreuung zwei Tage lang feiern zu lassen, dann sind das die Männer, definitiv. Ich weiß, wovon ich spreche, und weiß natürlich auch, dass eine quantitative Betrachtung andere Schlüsse zuließe, aber es geht letztendlich um die Mühe, die sie sich machen. Für sie ist es nicht so leicht, sich um die Kinder zu kümmern. Das Aufstehen, das Schulbrot, den Turnunterricht und den Elternsprechtag im Auge zu behalten. Ihnen liegt das einfach nicht so, und wenn sie dann eines davon tun, dann muss das vielmehr gewichtet werden. Und wird es ja auch. Männer, die sich um ihre Kinder kümmern, werden gesellschaftlich bedeutend mehr geachtet als Frauen – es sei denn natürlich, sie nehmen Elternzeit.

Als großer Verfechter von Männerrechten erwies sich dieser Tage ja wieder der Gleichberechtigungsguru schlechthin. Donald Trump ließ die Welt wissen, dass er mit den jungen Männern heutzutage fühle. Wortwörtlich sagte er: „Es ist eine beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika, wenn du für etwas schuldig bist, was du vielleicht nicht getan hast. Man kann angeklagt werden, bevor man seine Unschuld bewiesen hat.“ Ausgangspunkt von Trumps Sorge waren die Anschuldigungen gegen seinen Wunschkandidaten für das Amt des Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh, Er soll in jungen Jahren drei Frauen sexuell massiv belästigt haben – aber hey, disqualifiziert ihn das etwa Jahrzehnte später noch? Könnte das vielleicht als Beispiel für Charakterschwäche gewertet werden? In Trumps Augen natürlich nicht, wie man weiß, eher als Einstellungskriterium. Auf die Frage nach einer Botschaft an junge Frauen in diesen Tagen, vermeldete der Präsident nichts Aufregendes: „Frauen geht es sehr gut.“ Da bin ich ja beruhigt. Zum einen.

Aber jetzt bin ich ja Mutter dreier Söhne, und bis dahin hatte ich immer gedacht, Eltern von Töchtern müssten sich sorgen. Stimmt gar nicht. Es sind die jungen Männer in Gefahr. Vielleicht sollte ich unseren Großen doch nicht mit dem Zug an die Uni fahren lassen, wer weiß, wenn er mit so einer Furie allein im Abteil ist und hinterher Gott weiß wessen beschuldigt wird. Oder an der Uni direkt. Man hört ja praktisch alle Tage von Übergriffen notgeiler Professorinnen auf ihre jungen Erstsemester.

Doch auch verheiratete Männer sind vor den Fiesheiten von Frauen nicht geschützt. Das weiß man ja spätestens seit der arme Michael Douglas in „Basic Instinct“ der schlüpferlosen Sharon Stone zum Opfer fiel, in „Verhängnisvolle Affäre“ von Glenn Close gestalkt wurde oder gar in „Enthüllung“ von Demi Moore sexuell belästigt wurde, die wiederum den Spieß umdrehte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Warum es immer Michael Douglas trifft, möge jetzt mal ungeklärt bleiben, auf jeden Fall habe ich sogar in meinen Bekanntinnenkreis schon von der „Sex-“ oder noch schlimmer von der „Babyfalle“ sprechen hören. Das ist, wenn Ehemänner sich quasi gar nicht mehr gegen die Avancen sexhungriger Frauen wehren können und am Ende sogar noch ein Kind angehängt bekommen, für das sie überhaupt nichts können. Die sind in solchen Situationen mitunter völlig hilflos, wurde mir versichert, und daher müsse man ein Seitensprung, sofern er folgenlos bliebe, unbedingt verzeihen. Ja, sehe ich ein. Macht Melania schließlich auch.

Und weil es den Männern so schlecht geht, sie die ganze Verantwortung in der Welt so gut wie alleine tragen müssen, an jeder Ecke eine Sexfalle lauert, sie die kürzere Lebenserwartung haben, in der die Armen obendrein noch 99% des Weltvermögens verwalten müssen, was ja auch nicht immer einfach ist, wollen wir ihnen auch weiterhin zwei Männertage im November gönnen, sofern sie den einen für eine Prostatauntersuchung nutzen. Die haben sie verdient, die zwei Tage, meine ich. Dafür ist unser Frauentag im Frühling. Und das haben wir verdient.