Der geschenkte Samstag! (Schaltjahr reloaded)

Heute ist der 29. Februar! Ein Wahnsinnstag, ein himmlisches Geschenk oder zumindest ein päpstliches, das völlig zu Unrecht im Alltag untergeht. Dieser Tag nämlich ist das, worauf ich eigentlich jeden Monat, ehrlich gesagt, jede Woche warte: ein Tag mehr. Wann kriegt man sowas schon geboten. Nur alle vier Jahre! Und was machen wir daraus? Nix! Einen Samstag, und zwar einen ganz normalen. Es ist nicht zu fassen! Warum hat die findige Event-Industrie diesen Tag noch nicht für sich entdeckt? Warum ist er kein Feiertag? Warum hat er keinen eigenen Namen? Ein Tag, der einfach so zusätzlich angeflogen kommt, weil schlaue Männer sich das vor vielen hundert Jahren mal eben so ausgedacht haben. Sie haben festgestellt, dass die Erde sich gar nicht genauso schnell dreht wie sie geglaubt hatten, als sie den Kalender erfunden haben. Und, da sie Männer waren und sich schwer taten, den Irrtum einzusehen, aber auch nicht wollten, dass die ganzen Jahreszeiten und Sonnaufgänge durcheinanderkamen, haben sie ein wenig nachgebessert. Verstand und versteht außer ihnen ja sowieso kein Mensch. Wie praktisch! 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden länger braucht die Erde pro Jahr, um die Sonne zu umrunden, das macht dann alle vier Jahre ein Tag. Ungefähr. Und so wurde dann erstmal jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Jedes Jahr? Nein, das wäre ja zu einfach. Denn wer hier nachgerechnet hat, wird feststellen, dass auch das nicht aufgeht. Es sind nur knapp 24 Stunden, die alle vier Jahre anfallen. Und deshalb wird anderswo wieder eingespart: Die Jahrhunderte nämlich, die nicht durch 400 teilbar sind, obwohl sie durch 4 teilbar sind, sind keine Schaltjahre: 1700, 1800, 1900, zum Beispiel und 2100, was im Moment noch nicht ganz so viele von uns betreffen dürfte. Ganz schön kompliziert oder?

Aber wissen Sie was, ich glaube ja, das stimmt alles gar nicht! Ich glaube viel mehr, dem Papst Gregor XIII ging es damals, im Jahr 1582, als er das Schaltjahr eingeführt hat, genauso wie mir ständig: Er sollte am 1. März was abgeben, was er nicht fertig hatte, eine Predigt oder so. Vielleicht sollte er auch dem Vatikan erklären, was es mit seinem illegitimen Sohn auf sich hatte. Das kann schon mal ein bisschen dauern. Mensch, dachte er, einen Tag bräuchte ich noch! Ich kann ihn soooo gut verstehen, den alten Gregor. Geht mir ständig so. Nur bin ich halt nicht Papst und habe aus verschiedenen Gründen auch keine Aussicht, einer zu werden. Obwohl, die geilen roten Schuhe wären ja durchaus ein Ansporn… Bis dahin muss ich aber mit dem zurechtkommen, was die mächtigen Zeitverwalter mir so anbieten. Also meistens mit 365 Tagen im Jahr, und manchmal mit 366. Der liebe Gregor indes konnte seine ganze Macht nutzen und sich einfach einen Tag dazu einführen. Wie praktisch! Er nutzte den ganzen 29. Februar und schrieb und schrieb und schrieb.

Himmlische Zustände! Allerdings befürchte ich, hätte ich diese Macht, wäre ich nicht im Stand, so diszipliniert damit umzugehen. Ich müsste mir ja bekanntlich ständig Schalttage verordnen – für wesentlich undramatischere Schriftlichkeiten als mein Freund Gregor sie verfassen musste. Die Frühlings-Tag-Nacht-Gleiche, die ja immerhin schon im Jahr 325 festgelegt wurde, wäre bei mir in allergrößter Gefahr. Denn einen Tag mehr pro Woche würde ich mir durchaus gönnen. Und da hat man sich ja dann ja auch schnell drangewöhnt und braucht vielleicht noch einen Tag, und noch einen. Also, vielleicht ist es, ähnlich wie beim Wetter, ganz gut so, dass nicht jeder und ganz besonders nicht jede daran herumfriemeln kann, und Korrekturen zeitlicher Art nur alle paar hundert Jahre mal beschlossen werden. Und Gregor hat im Übrigen nicht nur einen Tag pro vier Jahre dazu erfunden, sondern im ersten Jahr auch gleich mal zehn gestrichen. Die hatten sich schon mal so angesammelt und brachten alles durcheinander: Er strich sie im Oktober 1582. Da folgte dann auf den 4. gleich der 15. Ich nehme ja an, dass vom 5. bis 14. Oktober die Mutter des illegitimen Sohnes ihr Kommen angekündigt hatte, und Gregor, dann einfach gedacht hat, das lassen wir mal schön ausfallen. Toller Trick, oder?!

Wie dem auch sei, ich finde, wir sollten den 29. Februar zu was Besonderem machen: Ausschlafen, Wellness, Ablage 2013, Schränke auswaschen, Essengehen – irgendwas, was sonst nicht so auf der Agenda steht. Sonst müssen wir damit vielleicht wieder vier Jahre warten!

(Bild: Luminia_Obscura, Pixabay)